Antwort von Stephan Vehreschild

Den folgenden Text erhielten wir von Stephan Vehreschild als Antwort auf unseren Offenen Brief an die Entscheider der CDU. Herr Stephan Vehreschild ist Mitglied der CDU und seit 2009 Bürgermeister der Stadt Niederkassel.

leider komme ich erst heute dazu Ihnen auf Ihren offenen Brief zu antworten, in dem Sie für den Stopp der Planung der Rheinspange A553 plädieren.

Zunächst danke ich Ihnen ausdrücklich für Ihr Engagement.

In Ihre Überlegungen haben Sie christlich-moralische Werte mit einbezogen. Sie verweisen unter anderem auf Veröffentlichungen des Heiligen Vaters in Rom.

Das Bewusstsein für den Klimaschutz und den Erhalt der Natur hat in den letzten Jahren an Intensität stark zugenommen, so dass keine politische Entscheidung ohne die Berücksichtigung dieses Aspektes reift.

Auch die politischen Kräfte, die dem Heiligen Vater nicht sehr nahestehen, wollen diese Erde ihren Kindern und Kindeskindern mit einer lebenswerten und intakten Umwelt übergeben.

Am 09. Februar 2021 hat der Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss der Stadt Niederkassel mehrheitlich eine Resolution zur Rheinspange beschlossen, aus der ich zitiere:

„Die ehrliche Berücksichtigung schutzwürdiger Güter einerseits und die verkehrliche Bedeutung der Rheinspange für eine gesamte Region als Teil des größten und produktivsten europäischen Wirtschaftsraumes sowie als bedeutende Drehscheibe in und für Europa andererseits sind wesentliche Gründe, die ein höheres Gesamtbudget einer Tunnelvariante mehr als rechtfertigen.“

Mit diesen Formulierungen macht der Ausschuss deutlich, dass er sehr um seine Entscheidung gerungen hat.

Deshalb fordert die Resolution, bei einem Fortgang der Planung, eine Konzentration auf die Tunnelvariante.

Es wäre zu kurz gesprungen, nur einige wenige Aspekte bei der Bewertung einer Rheinspange und ihrer Alternativen zu betrachten.

Die Komplexität des Eingriffs in die Natur für die Rheinspanne ist nicht zu unterschätzen.

Die Überlegungen, Pläne und Maßnahmen, in Niederkassel und der Region, die Mobilität umweltfreundlicher zu gestalten sind Ihnen bekannt.

Wir würden der Umwelt nicht gerecht, wenn wir einen mobilitätsbezogenen Eingriff in die Natur nicht als ein Element unserer gesamten Umwelt sehen würden.

Das kluge Erkennen und Bewerten der Wechselwirkungen zwischen den Elementen ist eine Herausforderung, der wir uns sehr intensiv stellen.

Sichtbar wird dies auch an der neugeschaffenen Stelle einer Klimamanagerin bei der Stadt Niederkassel, für die wir eine sehr engagierte Mitarbeiterin gewinnen konnten.

Hierdurch verstärkt die Stadt den Schub auf dem Weg zur Klimaneutralität und damit einem noch weiter verbesserten Umweltschutz in Niederkassel.

Die Bibel lässt einen Wandel ausdrücklich zu, denn „Alles hat seine Zeit“ (Pred 3,14). Die Resolution des Ausschusses, in der die Konzentration auf die Tunnelvariante gefordert wird, zeigt die Bereitschaft zukunftsgewandt Verantwortung zu übernehmen.

Unsere Region liegt mitten in Europa an einem Knotenpunkt alter wichtiger Handelsrouten. Dies hat in der Hansestadt Köln und damit in der gesamten Region über Jahrhunderte hinweg zu einem sichtbaren Wohlstand geführt.

Die Dynamik in unserer Region auf Grund dieser Lage hält bis heute an.

Wir sollten und müssen uns dieser Situation stellen.

Mit der Resolution des Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschusses hat dieser ein Bekenntnis zur Dynamik in unserer Region gegeben.

Gleichwohl hat er deutlich gemacht, dass der Umweltschutz ein hohes Gut ist, dass ausreichend zu berücksichtigen ist.

Bei der Planung und Realisation der Rheinspange ist die Stadt Niederkassel nicht Herr des Verfahrens.

Die Stadt nutzt jedoch aktiv alle Einflussmöglichkeiten, um die Planungen in ihrem Sinne, für die Stadt und die Umwelt, zu beeinflussen.

Stephan Vehreschild, Bürgermeister Niederkassel

Wir haben Herrn Stephan Vehreschild daraufhin erneut kontaktiert.

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Sie beschreiben genau das Dilemma der Politik, die uns grundsätzlich zustimmt und alle Notwendigkeiten erkennt, dann aber wieder in alte Entscheidungszwänge verfällt: Weitergehen kann es nur auf eingefahrenen Bahnen, Ängste vor Verlust von Wohlstand, Arbeitsplätzen und schwächelnde Wirtschaftsdynamik werden geschürt.

Die Forderungen der Enzyklika Laudato si wie auch der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse müssen neu in ökologische und ökonomische Zusammenhänge gebracht werden, um anschließend daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. Erst die Berücksichtigung der Folgen eines Klimawandels und die Beachtung selbst aufgestellter Regeln zu Umwelt, Klima und Verkehr unter Einbeziehung der Enzyklika führen zu einer moralischen Bewertung der Handlungen.

Auch mit einer Tunnellösung werden Sie dieses Dilemma nicht lösen.

Ihr Zitat Pred 3,14 (Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, dass man sich vor ihm fürchten soll) aus dem Alten Testament passt m. E. hier nicht, die Rheinspange ist von der Politik gewollt.

Bürgerinitiative Porz-Langel gegen die Autobahnquerung 553